Refertilisierung (Vasostomie)
Unter Refertilisierung versteht man beim Mann die operative Wiederherstellung der Samenleiterdurchgängigkeit (Vasostomie oder Vasovasostomie), nachdem diese zuvor im Rahmen einer Sterilisation (Vasektomie) durchtrennt wurden. Durch den Eingriff kann die natürliche Zeugungsfähigkeit des Mannes wieder vollständig hergestellt werden. Gemäß aktueller Statistiken lassen ca. 5-6% aller sterilisierten Männer im Laufe des Lebens den Eingriff durch eine Refertilisierung wieder rückgängig machen. In den meisten Fällen ändern sich die Lebensumstände und es liegt ein erneuter Kinderwunsch vor. Dann ist die Refertilisierung die einzige Möglichkeit zu einer natürlichen Schwangerschaft.
Die Aussicht einer Durchgängigkeit der wiedervereinigten Samenleiter liegt statistisch in größeren Studien bei durchschnittlich 90% und ist v.a. vom Alter des Mannes, dem Zeitraum seit der Vasektomie und der Hodengröße abhängig. Es gibt mittlerweile Vorhersagemodelle, mit denen die Wahrscheinlichkeit individuell berechnet werden kann. So liegt z.B. die Wahrscheinlichkeit bei einem 40-jährigen Mann mit einer mittleren Hodengröße und 8 Jahre seit erfolgter Vasektomie nach einer Refertlisierung wieder Spermien im Ejakulat zu haben bei ca. 85%.
Die Wahrscheinlichkeit des Eintritts einer Schwangerschaft ist von weiteren Faktoren abhängig, so unter anderem vom Alter und Gesundheitszustand der Partnerin und der eigenen Samenqualität vor der Sterilisation. Die Dauer von der Sterilisation bis zur Refertilisierung ist dabei unerheblich. Es gibt in der aktuellen Literatur keinen nachweisbaren Zusammenhang zwischen der Schwangerschaftsrate nach einer Refertilisierung und der Anzahl der Jahre seit der Vasektomie.
Die einzige Alternative zur Einleitung einer Schwangerschaft nach erfolgter Vasektomie ist die künstliche Befruchtung mittels ICSI (Intracytoplasmatische Spermieninjektion). Hierbei werden beim Mann Spermien mittels einer kleinen Operation direkt aus dem Hoden gewonnen und anschließend unter dem Mikroskop einer bei der Partnerin entnommenen Eizelle direkt eingesetzt. Hierbei handelt es sich um eine sogenannte künstliche Befruchtung.
Vorteile der Refertilisierung gegenüber der ICSI:
- Partnerin muss nicht über Wochen hormonell stimuliert werden
- Partnerin muss sich nicht einem operativen Eingriff zur Entnahme von Eizellen unterziehen
- langfristige Schwangerschaftsraten bei einer ICSI in der Regel niedriger
- Refertilisierung im Vergleich zur ICSI in der Regel das kostengünstigere und komplikationsärmere Verfahren
- Refertilisierung erlaubt dauerhafte Wiederherstellung der Zeugungsfähigkeit
- Refertilisierung erlaubt mehrere Schwangerschaften ohne zusätzliche Behandlungen der Partnerin
Unter Vollnarkose wird über einen ca. 2 cm großen Schnitt in der Mittellinie des Hodensacks die Refertilisierung auf beiden Seiten minimal-invasiv durchgeführt. Dabei wird lediglich der Samenleiter mit einer Rundklemme gefasst und über die Hautoberfläche gezogen. Nach Darstellung der durchtrennten Samenleiterenden und Entfernung der dazwischen liegende Narbe werden die gesunden Samenleiterenden angeschnitten und aus dem vom Hoden kommenden Samenleiter eine Flüssigkeitsprobe entnommen. Diese wird unter dem Mikroskop auf das Vorhandensein von Spermien untersucht. Bei positivem Spermiennachweis werden die angefrischten Enden der beiden Samenleiter unter dem Operationsmikroskop in 20- bis 30-facher Vergrößerung mit sehr dünnen und für das Auge kaum sichtbaren Fäden in drei Schichten zusammengenäht. Bei negativem Spermiennachweis muss die Operation erweitert und das obere Samenleiter an den Nebenhoden angeschlossen werden (Tubulovasostomie). Die Überbrückung des im Rahmen der Sterilisation entfernten Samenleiterstücks ist fast immer unproblematisch. Die Dauer der Operation beträgt ca. zwei Stunden.
Mit dem Leica M320 F12 LED ein modernes hochleistungsfähiges Operationsmikroskop für eine noch bessere Operationsqualität.
Der Eingriff wird immer gemeinsam durch PD Dr. Wassilios Bentas und Dr. Ronald Bräutigam durchgeführt. Hintergrund ist eine langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit seit 1997 am Universitätsklinikum Frankfurt am Main sowie am Kantonsspital in Frauenfeld, CH. Die erforderliche Narkose erfolgt durch Dr. Ludwig Hofmann, www.anaesthesie-suedbaden.de.
Im Jahr 2021 haben wir gemeinsam 67 Refertilisierungen (54 Vasovasostomien, 13 Tubulovasostomien) durchgeführt. Damit gehören wir sicher zu den Operateuren mit der größten Erfahrung in Deutschland.
PD Dr. med. Wassilios Bentas
Meine operative Erfahrung konnte ich während meiner langjährigen Tätigkeit als Assistenzarzt, Facharzt und schließlich Oberarzt bzw. Geschäftsführender Oberarzt an der Universitätsklinik Frankfurt am Main sowie an den Kantonsspitälern Münsterlingen (CH) und Frauenfeld (CH) erwerben. Hier habe ich über viele Jahre sämtliche kleine und große Operationen auf urologischem Fachgebiet durchgeführt. Schwerpunkte meiner operativen Tätigkeit waren mikrochirurgische und minimal-invasive Operationsverfahren (Schlüssellochchirurgie), die Nierentransplantation sowie bis 2016 die Da Vinci-assistierten, robotergestützten Operationen. Die „Einführung des da Vinci-Operationsroboters in die minimal-invasive operative Urologie“ war Thema meiner Habilitationsschrift. Sowohl zur Nierentransplantation als auch zu Da Vinci-assistierten Operationen konnte ich Fachbeiträge in renommierten nationalen und internationalen medizinischen Fachzeitschriften veröffentlichen.
Im ambulanten Bereich kann ich nur einen kleinen Teil meines operativen Spektrums anbieten. Hier liegen die Schwerpunkte in der Vasektomie und der Refertilisierung (Vasostomie oder Vasovasostomie). Diese werden ambulant seit 2009 von mir angeboten.
Dr. med. Ronald Bräutigam
Informationen unter http://dieurologie.ch/pd-dr-med-ronald-braeutigam
Der Eingriff erfolgt in unserem praxiseigenen Operationssaal. Angeschlossen ist ein Aufwachraum mit drei Überwachungseinheiten.
Am Morgen vor der Operation sollten Sie normal duschen. Die Haare am Hodensack müssen durch einen Kurzhaartrimmer so weit möglich gekürzt werden. Bitte keine Rasur. Auf die Einnahme von blutverdünnenden Substanzen sollte zehn Tage vor dem Eingriff verzichtet werden.
Nach der Operation müssen Sie nach Hause gefahren werden, Sie sind nach der Narkose nicht selbst dazu in der Lage. Zuhause sollten Sie sich 2-3 Tage schonen und den Hodensack kühlen und hochlagern. Für etwaige Probleme ist eine 24-Stunden-Hotline eingerichtet. Nach ca. 3 Tagen erfolgt möglichst eine Wundkontrolle in unserer Sprechstunde. Die Arbeitsfähigkeit besteht in der Regel wieder nach ca. 5-10 Tagen, je nach beruflicher körperlicher Belastung. Geschlechtsverkehr und auch leichter Sport sind wieder nach ca. 2 Wochen möglich.
Wie bei jeder anderen Operation kann es zu einer Infektion, Blutung und Wundheilungsstörung kommen. Andere Komplikationen (z.B. Hodenschädigung, Notwendigkeit einer erneuten Operation) sind extrem selten. Die Wahrscheinlichkeit einer Durchgängigkeit der wieder vereinigten Samenleiter ist sehr hoch, kann jedoch nicht zu 100% gewährleistet werden. Ebensowenig kann natürlich das Eintreten einer Schwangerschaft garantiert werden.
Die Kosten für den Eingriff belaufen sich auf 3850 € und beinhalten folgende Leistungen:
- Erstvorstellung mit Untersuchung und Beratung
- Vorbereitung und Aufklärungsgespräch Operation
- Vorbereitung und Aufklärungsgespräch Narkose
- Operation durch PD Dr. med. W. Bentas und Dr. med. R. Bräutigam
- Narkose durch Facharzt für Anästhesie
- OP-Assistenz durch Gesundheits- und Krankenpflegerin für den Operationsdienst
- Operationsmaterial (Sterile Abdeckung, Fäden, Handschuhe, usw.)
- postoperative Betreuung
- ein postoperatives Spermiogramm